Ralf Bergner *1950

Aquarell- Gouache - Zeichnungen Druckgrafik

Von der Warte des eigenen hohen Maßstabes würdigen unter anderen die Wiener Künstler Paul Flora und Alfred Hrdlicka das zeichnerische Können und die darüber erreichten künstlerischen Ergebnisse des hier vorgestellten, 1950 in Breitenbach bei Zeitz geborenen, heute in Berlin lebenden, satirischen Zeichners, Malers und Illustrators, Ralf Bergner. Der langjährige Direktor der graphischen Sammlung Albertina Wien sieht in dem Schüler von Willi Sitte und Frank Rudigkeit (1977 - 1982 an der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle) und auch von Karl-Georg Hirsch (1983 - 1985 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig) gar "einen Zeichner von bestem Format". Das Erlernen und stete Trainieren höchster zeichnerischer Fertigkeiten und das Verfügen über einen reichen Formenhaushalt bedeuten für Bergner ein Mehr an Freiheit in dem Sinne, dass ihm für die Verwirklichung auch anspruchsvollster Absichten ein so selbstverständliches wie umfangreiches bildkünstlerisches Instrumentarium zur Verfügung steht. Also Möglichkeiten, die durch ihren Eigenwert sowohl Träger, als auch bereits Bestandteil der Kunstinformation und - wirkung sind. Im gleichen Sinne begreift er stete Entwicklung der eigenen Fähigkeiten und die Auseinandersetzung mit künstlerischen Schulen und mit ihren Lehrern, aber auch Kommunikation, gleichsam mit jedermann, mit ihren Chancen für Erkennung, als Raum für Selbstfindung. So verschmelzen bei ihm im fast äußersten Sinne Voraussetzungen, Begabungen und Absichten im gefertigten Werk zur Kunst, zu seiner Kunst. Bergners Arbeiten sind gleichsam ein geronnenes Bekenntnis zum Gestaltungsvermögen und widerlegende Antwort auf die immer wieder vorgetragene und fatale Trennung von "Fertigendem" und "Künstlerischem". Die besondere Begabung Bergners für das Zeichnerische stellte sich bereits während des Studiums heraus und wurde dort gefördert. Hauptgegenstand der künstlerischen Arbeit wurde der Mensch, das Menschliche, das allzu Menschliche. Sein wesensbestimmter persönlicher Weg, die Größe des Gegenstandes ernst zu nehmen. führte ihn zur Satire, auch zum Entdecken von Komischem, Heiterem und Skurrilem, gelegentlich zum Sarkastischem, Die Themen dazu fand und findet Ralf Bergner im Leben selbst, in seiner Zeit, aber genauso in der Geschichte und in der Literatur. Wenn auch ohne angestrebte Orientierung an einzelnen Künstlern, ergibt sich künstlerische

Herkunft aus diesbezüglich reicher Tradition, in der sich beispielsweise auch Daumier oder Hogarth, an anderer Flanke Busch oder Zille, auch skurrile Zeichner wie SchäferAst, ebenso neusachlich orientierte Satiriker wie Grosz, gleichfalls Karikaturisten der 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts, oder auch jünger, Zeichner und Grafiker wie Jansen, Hirsch oder Hrdlicka befinden. Ralf Bergner erfindet für seine Darstellungen Figuren, darunter auch typisierte, bei denen er beispielsweise die Größenverhältnisse der einzelnen Körperteile zueinander, etwa Kopf, Leib, Gliedmaßen, neu bestimmt. Mit Bekleidungen und Requisiten: Kopfbedeckungen, Orden, Schmuck, Schirmen, Waffen usw. wird ähnlich umgegangen. Mit nicht versiegender Phantasie werden bei Bedarf ins Bild, auf entstehenden Frei- oder Zwischenräumen, oder an den Bildrändern oft Bildgeschichten weiter- oder neu eingeführt und in Bezug gesetzt. Sie scheinen dem Betrachter zur Verfügung gestellt zu sei, um auch eigene Bezüge herstellen zu können. Es wird erzählt und fabuliert, aber auch benannt und bezeichnet. Die oft klein- und mittelformatigen Blätter wie auch die Lithografien und kolorierten Radierungen sind sehr dicht, oft auch gefüllt und äußerst fein gearbeitet, ohne an Leichtigkeit verlieren Er zeichnet mit Feder, Kugelschreiber und Kohle, fasst farblich spannend mit Aquarell, Pastell und Gouache. Gern mischt er die Techniken. Bergners Blätter wollen gelesen werden und doch schließen sie sich, verursacht durch den Strukturcharakter der Detaildarstellungen und eingestreuten Teilgeschichten, zu einer größeren Bildwirkung zusammen. Die im bisherigen Gesamtwerk nicht allzu zahlreichen größeren Formate zeigen die Begabung des Zeichners auch im Malerischen. Oft sind sie überraschend expressiv. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland ergänzen den künstlerischen Werdegang von Ralf Bergner. Illustrationen, teilweise zu Klassikern der Weltliteratur, erschienen in verschiedenen Verlagen, u.a. bibliophile Bücher in Zusammenarbeit mit der "Berliner Handpresse". Bergners Arbeiten befinden sich in verschiedenen öffentlichen Galerien, Museen und Privatsammlungen, u.a. im Wilhelm-Busch-Museum Hannover, im Berliner Kupferstichkabinett und im Gulbransson-Museum Tegernsee.